Vorträge und Berichte

Wissenschaftliche Untersuchung der Nister als größter Siegzufluß

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Leitung / Referent:

Ort:

 

20.09.2014

Walter Hammes, NABU Ortsgruppe Waldbreitbach

 


Durch die Universität Koblenz-Landau im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der ARGE Nister e.V. Titel „Eutrophierung und Biomanipulation“

 

Die Nister mit einer Gesamtlänge von 85 km Flusslänge ist ein Habitat für die Flussperlmuschel, Lachs und 22 weiteren  Fischarten gelistet in der FFH- Richtlinie (Wied  102 km Flusslänge).

Die Untersuchungen haben ergeben, dass die Nister in den letzten 13 Jahren sich in ihrem Zustand dramatisch verschlechtert hat mit parallelem Einbruch der Fischbestände größer 9 cm.

Es wurde eine zunehmende Massenentwicklung von Algen wie die Grünalge und Kieselalge festgestellt. Im Zuge der Algenentwicklung im Frühjahr und Sommer stellten sich extrem erhöhte pH-Werte von bis zu 9,9 jedes Jahr im gleichen Zyklus ein. Diese entstehen tagsüber und fallen nachts wieder (In der Wachstumsphase der Algen Aufnahme von Kohlendioxyd am Tag aus gelöster und gebundener Kohlensäure im  Wasser,  geringere Säureanteile und somit Entstehung hoher basischer Werte bis 9,9. Kohlensäure H2CO3 wird gespalten in Wasser und Kohlendioxyd, welches zur Photosynthese der Algen benötigt wird).

Das auch im Wasser vorhandene Ammoniak steigt mit Zunahme des ph-Wertes ebenfalls, und weiter mit  steigenden Temperaturen, dass hochgiftig für Fische ist. Nachts kehrt sich der Prozess wieder um. Das gleiche gilt auch für die Sättigung des Sauerstoffgehaltes. Ein Gau für viele Fischarten. (bei 5 Grad bis 25 Grad 4x höher NH3-Wert)

 

Nach Absterben der Algenmassen ab Herbst folgt eine Kolmation des Flussbodengerüstes d. h. ein Zuschwemmen der Hohlräume im Kiesbett mit Sauerstoffzufuhrverhinderung, dem Absterben  der Bakterien, Mikroorganismen,  Pilze, Kleintiere, Wasserinsekten sowie Fischbrut. Somit entsteht eine massive Einbuße der Lebensraumqualität für sämtliche Gewässerorganismen und Unterbrechung der Nahrungskette mit fatalen Folgen. 

 

Nach dem Rückgang der Fischbestände von 1996 bis zum Jahr 1999 um 96 % bezogen auf Fische größer 9 cm, hat sich der Bestand von Kleinfischen wie die Groppe, Elritze und Schmerle stark vermehrt. Von 1995 bis zum Jahr 2009 hat sich die Groppe in ihrem Bestand verzwanzigfacht.

 

Dies ist nur möglich durch das Fehlen von Räubern wie z. B. die Barbe, Döbel, Forelle, Aal, Stachelbarch und Hecht.

 

Die Groppe ist ein effizienter Laich und Jungfischräuber. Ihr Lebensraum überlappt sich mit dem Laich, Larven, der Jungfische und Wasserinsekten. Es entsteht ein extremer Fraßdruck. Auf  1 m 2 wurden bis 4,5 Exemplare der Groppe gezählt. Zum Beispiel das Lachs-Ansiedlungsprojekt Anfang der 9-ziger Jahre mit anfänglichen Erfolgen stagniert und droht zu scheitern. Untersuchungen an der Groppe mit übermäßigen Bestand  hat dies ergeben (Magenuntersuchungen). Der Flussperlmuschel - und Bachmuschelbestand der stabil schien ist bedroht. Nur noch wenige Exemplare sind auffindbar (Wirtfische fehlen). Letztes Vorkommen der Flussperlmuschel im Westerwald an der Nister.

 

Faxt ist durch Kolmation, fehlender lebenswichtiger Sauerstoff, dadurch starker Wasserinsektenrückgang , zusätzlicher Fraßdruck durch hohen Groppenbestand und Elritze somit auch Rückzug der Wasseramsel da kaum Nahrung für sie vorhanden ist (keine Wasseramsel an der Nister mehr in letzter Zeit gesichtet).

 

Der ungebremste Algenwuchs entsteht durch das fehlen Algen fressender Arten wie die Nase, die als dominierende Fischart  in den Gewässern vorkam, sowie die Barbe, Döbel Rotauge, Rotfeder usw. Selbst in den 70ern und 80ern Jahre, wo die Gewässerverschmutzung größer war, kam es zu keiner Algenüberproduktion, auch nicht beim Ausbau von Teilgewässerstrecken. Eine ausgewogene Beschattung des Gewässers ist wichtig, hat sich aber an der Nister nicht verändert.

 

Fische sind ein völlig unterschätzter Bestandteil zur Selbstreinigungskraft der Gewässer als Weidegänger und als Fressfeind für ein ausgeglichenes Ökosystem (270 Tonnen Algenverzehr bei allein 30 Tausend  Nasen im Jahr bei ca. 42 km Flusslänge, (ca. 700 Nasen/km), Algenverzehr 50 g pro Fisch/Tag auf nur 180 Tagen im Jahr hochgerechnet).

 

Der Kormoran als Fischfresser war historisch in den Mittelgebirgen definitiv nicht heimisch. In keiner alten Schrift wird der Kormoran im Gebirgsraum, Landesinnere erwähnt. Bis Mitte der 90-ziger Jahre gab es ein ausgewogenes Verhältnis im Ökosystem Fließgewässer zwischen Jäger und Beutetier. ( z. B. Graureiher, Silberreiher, Störche, Fischotter). Durch das Auftreten des Kormorans ab Mitte der 90-ziger Jahre mit seinem sozialen Verhalten beim Beutezug in Gruppen als intelligenter und effektiver Jäger dringt er massiv negativ in das Ökosystem ein. Von seinen Brutstätten dringt er bis 40km entfernt  in die Fließgewässer vor. Im Februar 1998 drangen 118 Kormorane im Fließgewässer der Nister ein und bejagten die tieferen Wasserzonen wo sich die Fischbestände im Winter aufhielten. Eine Erhebungen des Fischbestandes zeigte , das dieser von 1997 bis 1998 um 95 % ab 9 cm Fischgröße einbrach (Elektrofischen). Von Okt. 12 bis Jan. 13 wurde das Gewässer fast täglich von 10 bis 80 Kormoranen attackiert.

 

Hier kann von einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Jäger und Beute nicht die Rede sein. 

 

Die größeren Fischarten hatten hierauf keine Antwort. Es folgte ein Artensterben und Verschiebung der Biozönosen. Man bezeichnet dies auch als Invasionsbiologie. Keine Anpassung an Jäger und Beute vorhanden. Hierfür gibt es genügend Beispiele. 

 

Fazit

Ein Schutz des Kormorans als invasive  Art im ländlichen Bereich  zu Lasten der Gewässer als Ökosystem unter diesen Gegebenheiten ist schlicht absurd und mit einem modernen Natur- und Artenschutz unvereinbar.

 

Falsch verstandener Artenschutz zu Gunsten des gebietsfremden Kormorans besiegelt das Schicksal vieler hoch gefährdeter Arten. 

 

Trotz alle dem wurde dieser Vogel im Jahr 2010 vom NABU als  Naturschutzbund  zum Vogel des  Jahres gekürt. Dies ist nicht nachvollziehbar. Welche Vogelart oder sonstige Tierart reguliert eigentlich den Kormoran? (Pro Brut Aufzucht von zwei bis drei Jungen).

  

Das ist wie beim drüsigen Springkraut, hier hat man begriffen welche negativen Auswirkungen es in Uferbereichen von Gewässern und im Umland hat. Es wird ja auch bekämpft. Beim Ökosystem Fließgewässer sind die erheblichen negativen Auswirkungen durch das Fehlen  der oberen Ebene in der Nahrungskette die Fische weitaus  gravierender (Artensterben).    

 

Die Fließgewässerabschnitte der Forellen-Äschen- und Barbenregion die flächendeckend unser Land durchziehen stellen nun mal kleinere begrenzte Ökosysteme dar. Die Fischpopulationsstärken sind begrenzt. Äußere Einflüsse können sich deshalb eher negativ auswirken. Beispiel: Die Präsenz von 100 Kormoranen über 180 Tagen mit 500 g Fischverzehr pro Tag ergibt 9 to. Dies entspricht in der Fischpopulation eines 10m breiten Gewässers einen Flussabschnitt von 90 km Länge. 

 

Dies ist anders in der Vogelwelt, deren Lebensräume erstrecken sich über Landschaften und Länder und sind bei äußeren Einflüssen eher auszugleichen (Ausgewogenes Verhältnis zwischen Jäger und Beutetier)

Erweiterte Dokumentation zu diesem Thema unter „Eutrophierung und Biomanipulation“ sowie „arge nister“, Kormoranfreunde.de, im Internet. Dann die Wasserrahmenrichtlinie EU die bis 1.1.2015 erfüllt sein muss. Sie trat 2000 in Kraft. § 1 der Wasserrahmenrichtlinie.

Zweck des Gesetzes ist eine nachhaltige Gewässerbewirtschaftung sowie Bestandteil des Naturhaushaltes mit Lebensgrundlage für den Menschen und Lebensraum für Tiere und Pflanzen und dessen nutzbares Gut zu schützen. Dies wird aufgrund der Gegebenheiten als Zielsetzung weit verfehlt. 

Ob Geldstrafen in Millionen Euro von der EU nach 2014 verhängt werden.