Vorträge und Berichte

Öffentlichkeitsveranstaltung der GFG aus Mainz in der Kreisverwaltung Neuwied vom 24.09.2015 Thema „Der gute ökologische Zustand der Gewässer“. Beitrag zur Diskussionsrunde vom NABU Waldbreitbach

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Öffentlichkeitsveranstaltung der GFG aus Mainz - Beitrag zur Diskussionsrunde vom NABU Waldbreitbach

24.09.2015 (28.09.2015)

Aufgestellt Walter Hammes, NABU Ortsgruppe Waldbreitbach

Kreisverwaltung Neuwied


Um es in kürzester Form, meine Damen und Herren, Ihnen zu dem Thema ökologischer Zustand der Fließgewässer zum aktuellen wissentlichen Sachstand darzulegen ist folgendes mitzuteilen.

 

Wenn die entstehenden Kiesel- und Grünalgenbestände in der Gewässersohle der Fließgewässer durch Abweidung von stabilen Fischbeständen großer Fischarten wie z. B die Nase nicht erfolgt beginnt unweigerlich hieraus der Beginn einer negativen Kettenreaktion wie PH-Wert- Ammoniakerhöhung, Algensedimentationsablagerungen (Kolmation), Sauerstoffmangel, Wasserkleintierlebewesenreduzierung.  Das Gewässer wird ökologisch erheblich gestört, instabil und die Selbstreinigungskraft herabgesetzt. 

 

Eine Gewässeruntersuchung der Wied bei Niederbreitbach vom 26.8.15 auf Grundlage eines vereinfachten Verfahrens zeigt in einem mittelmäßig fließenden Gewässerabbschnitt von ca. 200 m Länge bei Niedrigwasserstand folgendes Ergebnis: In den Gewässerruhezonen mehrere mm starke zusammenhängende Algensedimentationsablagerungen, keine Wasserinsekten (Sauerstoffmangel), nur vereinzelt der Rollegel. Im Fließbereich  Algenbelag der Steine, 9 Wasser- insektenarten (ein Mittelwert). Sehr hohe Schmerle - Elritzebestände. Eine geringe Besiedlungsdichte des Makrozoobenthos aufgrund des wohl starken  Prädationsdrucks der Schmerle und Elritze sowie jahreszeitlich bedingt.  Die starke Populationsentwicklung der Kleinfische ist zurückzuführen auf das Fehlen großer Fischarten. Eine weitere Tatsache ist, daß die kleinen Fischarten nicht in das Beuteschema des Kormorans passen.

 

In Bezug der 50-ziger Jahre mit 20 Fischarten und ca. 10 Zentner Fischbesatz pro Flusskilometer (Netzfischen) bestanden stabile Verhältnisse in der Nahrungskette. Der Algenwuchs wurde abgeweidet ohne Folge der vorer- wähnten  negativen Auswirkungen. Wie die gesamte Kleintierlebewesenstuktur in den 50-zigern Jahren aussah weiß heute kein Mensch. Da keine vergleich- baren Verhältnisse vorliegen kann eine endgültige wissenschaftliche Bewertung hierüber bis heute noch nicht erfolgen (Bestandsstatus unbekannt). Die Hoffnung hierüber, eine annähernde Einstufung vornehmen zu können liegt unter anderem in dem Ergebnis einer Studie an der Nister, die noch nicht abgeschlossen ist (siehe Schema Ökosystem Nister).

Erfreulich ist, daß z. B. die Grundwanze der Gewässergüte 1 festgestellt wurde und auch die kleine Flussmuschel im unteren Bereich der Wied wieder  vorhanden ist. Dies täuscht aber nicht darüber hinweg, dass aufgrund vorgenannter Fakten der Zustand der Wied als unbefriedigend einzustufen ist. 

Ein Naturgesetz besagt, das ein zur Verfügung stehendes Nahrungsangebot einer Spezies deren Bestandsstärke reguliert. Ein nährstoffangereichertes Gewässer verursacht ein stärkeres Algenwachstum.

Hieraus resultierend ergibt sich ein größeres Nahrungsangebot für Fische. Deren Bestände vermehren sich. Ein Ausgleich ist geschaffen. Die sich stärker gebildeten Algenteppiche im Gewässer werden abgeweidet.

Das Ökosystem bleibt in einem stabilen Zustand wie z. B. in den 50-ziger Jahren an der Wied (siehe Bildvorlage).   

So sollte und müsste es heute sein. Es sind aber nur noch 2% bis 4% der

ursprünglichen großen Fischarten vorhanden. Hier liegt das Problem.

Sicherlich war in den 60-gern  und 70-gern Jahren ein Rückgang der Fischbestände durch uneffektive Kläranlagen unumstritten. Dies gehört aber 

schon lange der Vergangenheit an.

Die aktuellen Erkenntnisse wissenschaftlich belegt sehen in dem immer stärker auftretenden Kormoran als invasive Art die Ursache für das fehlen der großen Fischarten. Sollte der Kormoran aus den Binnenbereichen länderüber-

greifend nicht massiv zurückgedrängt werden, so kann die EU Wasserrahmen-

richtlinie nie erfüllt werden. Grundvoraussetzung sind stabile Fischbestände zu schaffen für die Gewässer 2. und 3. Ordnung. 

Das Thema Kormoran wie Vorkommen, Lebensweise, Populationsdynamik und Einfluß auf Fischbestände sollte bei einer der nächsten Veranstaltungen mit referiert und diskutiert werden um einen Einblick in die Problematik zu bekommen. Ein kompetenter Referent ist mir hierüber bekannt.

Zum Schluß ein weiterer Gesichtspunkt ist die Verringerung der Eutrophierung durch weitere Elimination der Stickstoffverbindungen und Phosphate um hiermit ein gemäßigteres Algenwachstum einleiten zu können. In Deutschland sollen angeblich 96% der Kläranlagen mit der 3. Klärstufe ausgestattet sein. 

Dies dürfte der Abbau der Stickstoffverbindungen wie Ammoniak und Ammonium earob im Zuge der Nitrifikation sein mit anschließender mikrobiologischen Reduktion von Nitrit (NO2) und Nitrat (NO3) ohne Zugabe von Sauerstoff zu elementarem Stickstoff, die sogenannte Denitrifikation.

  

Bei einer zweistufigen Klärstufe werden 80% - 85%  des Phosphates eliminiert. Durch  Zuschaltung einer dritten Klärstufe können ca. 98% Phosphatausfällungen erzielt werden. Zwecks Einhaltung der Messwerte für z B. 2mg/l bei Anlagen bis 100.000 EW hat sich in der Praxis das Ausflocken des Phosphates mittels Alu- oder Eisen- salzen bewährt. Einige ältere Kläranlagen besitzen diesen Teil der 3. Klärstufe bis heute noch nicht. Einige nachgerüstete Anlagen haben noch Handlungs- bedarf zwecks Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte. Eine Weiterent-

wicklung ist hier erforderlich. Die Kosten der Nachrüstung bezogen auf die Gesamtkläranlage sind als sehr gering einzustufen.